Die Auswirkung der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Diversität der Finanzportfolios privater Haushalte
Die vergangenen 10 Jahre seit der Lehman-Insolvenz 2008 haben deutlich gezeigt, dass globale Wirtschafts- und Finanzkrisen nicht nur Banken und Unternehmen sondern auch private Haushalte vor große Herausforderungen stellen und ihnen ein hohes Maß an Schockabsorptionsfähigkeit abverlangen. Die Widerstandskraft der privaten Haushalte hängt auch von der Stabilität ihrer Anlageportfolios ab. Gemäß dem alten Sprichwort „Nicht alle Eier in einen Korb legen“ ist Diversifikation eine wichtige Voraussetzung für Portfoliostabilität. Verlustrisiken werden auf diese Weise begrenzt. Bislang wissen wir nur wenig darüber, ob und wie die große Finanz- und Wirtschaftskrise die Diversität der Anlageportfolios privater Haushalte beeinflusst hat. Durch die Krise haben sich Hintergrundrisiken sowie Einkommens- und Vermögenssituation der privaten Haushalte verändert. Niedrige Zinsen sind womöglich ein Anreiz, durch riskante Unterdiversifizierung den Portfolioertrag zu steigern.
Das Projekt wird innerhalb des Leibniz Forschungsverbundes (LFV) Krisen einer globalisierten Welt in der Arbeitsgruppe Wirtschaftskrisen bearbeitet. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, das Wissen über den Einfluss der großen Wirtschafts- und Finanzkrise auf die Diversifikationsentscheidungen der privaten Haushalte zu verbessern. Wir untersuchen, ob die Krise die Diversität der Anlageportfolios verändert hat, und welche Faktoren dafür verantwortlich sind. Dabei konzentrieren wir uns auf drei Länder der Eurozone, die von der Krise unterschiedlich betroffen sind, Spanien, Italien und Deutschland. Datenbasis sind die Luxembourg Wealth Study (LWS) und die nationalen Haushaltspanels. Den Grad der Diversität der Anlageportfolios erfassen wir durch zwei gebräuchliche Diversitätskennziffern, Gini-Simpson und Shannon Entropy Index. Unsere Forschungsergebnisse tragen dazu bei, die Krisenreaktionen der privaten Haushalte und die Auswirkungen auf deren Widerstandsfähigkeit besser einschätzen zu können.
Das Forschungsvorhaben ist in den allgemeinen Kontext der Untersuchung von Bedingungen für Krisenresilienz von Wirtschaftseinheiten eingebettet und steht damit in enger Verbindung zu bisherigen Arbeiten des LFV Krisen einer globalisierten Welt – Wirtschaftskrisen (z.B. Brinkmann, Harendt, Heinemann, Nover 2017). Enge Beziehungen bestehen auch zur Forschung über die Auswirkungen von Geldpolitik auf die Realwirtschaft und zur Analyse von Krisenbewältigungsstrategien (z.B. Delatte, Fuest, Gros, Heinemann, Kocher und Tamborini 2017, beziehungsweise Döhrn, Dreger, Heinemann, Holtemöller, Kooths, Wollmershäuser und Yeter 2015).
Beteiligte Institute
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
Publikationen
Brinkmann, H., C. Harendt, F. Heinemann und J. Nover. 2017. Ökonomische Resilienz - Schlüsselbegriff für ein neues wirtschaftliches Leitbild? Wirtschaftsdienst 9/2017.
Delatte, A. L., C. Fuest, D. Gros, F. Heinemann, M. Kocher und R. Tamborini. 2017. The Future of Eurozone Fiscal Governance. EconPol Policy Report 06/2017.
Döhrn, R., C. Dreger, F. Heinemann, O. Holtemöller, S. Kooths, T. Wollmershäuser und M. Yeter. 2015. Fünf Jahre Euro-Krise – Eine Zwischenbilanz. Working Paper No. 1, Leibniz-Forschungsverbund Krisen einer Globalisierten Welt.